Grüne Logistik: Wege zu mehr Nachhaltigkeit in der Lieferkette

Arash Javanmard • März 09, 2024

Inhalt

  1. ​TD;DR
  2. Nachhaltigkeit in der Logistik: Herausforderungen, Chancen und Lösungen
  3. Was sind die Treiber und Ziele der Nachhaltigkeit in der Logistik?
  4. Welche Methoden existieren, um die Nachhaltigkeit in der Logistik zu messen?
  5. Welche innovative Technologien unterstützen die Nachhaltigkeit in der Logistik? 
  6. Welche Herausforderungen und Erfolgsfaktoren prägen nachhaltige Logistik?

TL;DR

  • Deutsche Logistikbranche: Muss CO2-Emissionen reduzieren, um gesetzliche Vorgaben und Klimaziele zu erfüllen.
  • Herausforderungen: Finanzielle Belastungen durch Umstellung auf nachhaltige Brennstoffe und Modernisierung der Fahrzeugflotte.
  • Chancen: Einführung grüner Technologien kann Effizienz steigern und Kosten senken.
  • Nachhaltige Logistik: Umfasst den gesamten Produktlebenszyklus und die Optimierung aller Prozesse der Wertschöpfungskette.
  • Treiber der Nachhaltigkeit: Staatliche Regulierungen, Kundenmeinungen, Marktveränderungen und ethische Aspekte.
  • Ziele: CO2-Emissionen begrenzen, nachhaltige Lieferketten etablieren und Klimawandel bekämpfen.


Nachhaltigkeit in der Logistik: Herausforderungen, Chancen und Lösungen

Der ständig steigende CO2-Ausstoß wirkt sich negativ auf das Weltklima aus – das ist nichts Neues. Die deutsche Logistikbranche hat mit einem Ausstoß von rund 20 Prozent aller Emissionen an Treibhausgasen einen wesentlichen Anteil daran und sieht sich daher mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert. Die Branche steckt in der Zwickmühle zwischen Reduzierung der Transportkosten und dem Druck, die Emissionen zu reduzieren, um die ständig strenger werdenden gesetzlichen Vorschriften einzuhalten. Es existieren mehrere Gesetzesvorschriften wie beispielsweise das Klimaschutzgesetz und im Schiffsverkehr die IMO-Verordnung, die die Schwefelemissionen von Schiffen begrenzt und die Preise für den Treibstoff für Schiffe und LKWs erhöht.


Doch mit der Umsetzung der Klimaneutralität geht es nicht so voran, wie es notwendig wäre. Ein wesentlicher Grund ist, dass viele Ansätze der Reduktion der Treibhausgase für die Unternehmen eine starke finanzielle Belastung darstellen. Fraglos die größte Herausforderung, vor der die Logistikbranche steht, liegt in der Nutzungsmöglichkeit nachhaltig produzierter Brennstoffe und einer Modernisierung der eigenen Fahrzeugflotte. Es ist mehr denn je notwendig, grüne Technologien in der Logistikbranche einzuführen, um damit die Nachhaltigkeit zu fördern. Gleichzeitig bietet sich dadurch die Chance, die Effizienz zu steigern sowie mittel- bis langfristig Kosten einzusparen. Dies erfordert jedoch innovative Lösungen und das Engagement der Unternehmen der gesamten Lieferkette.


Die nachhaltige Logistik befasst sich mit allen Prozessen rund um den Lebenszyklus von Produkten während der gesamten Wertschöpfungskette. Bereiche, die davon berührt sind, ist die Beschaffung, die Produktion, sowie die Auslieferung und Entsorgung. Es geht aber nicht ausschließlich um die Zu- und Auslieferung von Waren, Rohstoffen und/oder Produktteilen. Auch die Gestaltung der darunterliegenden Fertigungs- und Auslieferungsprozesse sowie die Optimierung sowohl der Daten- als auch der Informationsflüsse gehört dazu. Die Bewegung der Ware über Straße, Schiene, Luft und Wasser müssen dabei berücksichtigt werden, genauso wie die Prozesse, die der Lieferkette zugrunde liegen.

Die deutsche Logistikbranche, verantwortlich für rund 20 Prozent der Treibhausgasemissionen, steht vor der Herausforderung, durch innovative Lösungen und grüne Technologien die CO2-Emissionen zu reduzieren und Nachhaltigkeit zu fördern.

Was sind die Treiber und Ziele der Nachhaltigkeit in der Logistik?

Es steht fraglos fest, dass sich der Klimawandel in den nächsten Jahren weiter beschleunigen wird – mit verheerenden Folgen für Mensch und Natur. Darauf reagiert der Staat, indem er immer strengere Regeln und Gesetze aufstellt, die die Unternehmen der Branche zwingen, nachhaltiger zu agieren. Weiterhin machen es die Meinung der Kunden, der Druck der öffentlichen Meinung und die Veränderung am Markt nötig, gegen alle Widerstände nachhaltige Lieferketten aufzubauen. Dabei spielen auch mehr und mehr ethische Aspekte eine Rolle, sodass vor allem die Rückverfolgbarkeit der Lieferungen eine erhöhte Relevanz haben. In diesem Zusammenhang zählt das sogenannte „Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz“ (kurz Lieferkettengesetz), das die unternehmerische Verantwortung bezüglich der Einhaltung von Menschenrechten innerhalb der globalen Lieferketten regelt.


Bis heute hält die Logistikbranche, die einem extrem hohen Wettbewerbsdruck ausgesetzt ist, nicht die gesetzlich vorgeschriebenen Begrenzungen der CO₂-Emissionen ein. Die Ziele, die zu mehr Nachhaltigkeit in diesem Sektor führen sollen, sind breit aufgestellt. Um einen Einblick in die verschiedenen Vorteile zu bieten, sind einige hier beispielhaft aufgeführt:


  • Verringerung des CO₂-Fußabdrucks für mehr Klimaschutz
  • Eine höhere Ressourceneffizienz beispielsweise durch Wiederverwendung
  • Eine erhöhte Rentabilität und viele Wettbewerbsvorteile
  • Erfüllung diverser gesetzlicher Standards und Abwendung von Strafen
  • Aufbau eines positiven Markenimages und einer höheren Kundenbindung


Um diese Ziele im Unternehmen effektiv umzusetzen, müssen alle Beteiligten des Logistiksektors wie Speditionen, Bahnbetreiber, Fluglinien und Schiffsspeditionen einschließlich ihrer vor- und nachgelagerten Lieferketten diesen Veränderungsprozess proaktiv angehen. Viele kompetente und innovative Beratungsunternehmen helfen zuverlässig, die eigene Ökobilanz zu optimieren.

Welche Methoden existieren, um die Nachhaltigkeit in der Logistik zu messen?

Für Unternehmen der Logistikbranche wird es immer wichtiger und für viele ist es ein echtes Anliegen, die eigenen CO₂-Emissionen zu reduzieren. Doch die erzielten Reduktionen vollständig messbar zu machen, ist – vor allem bei Betrachtung der gesamten Lieferkette – nicht einfach. Um die Emissionen, die ein Unternehmen ausstößt, messbar zu machen, müssen drei Dimensionen sichtbar gemacht werden. Dazu gehört


  • die Sichtbarmachung der gesamten Ausstoßmenge an klimaschädlichen Gasen des eigenen Unternehmens
  • die Messung der Emissionen der Energielieferanten
  • die Verfolgung der Emissionen der vor- und nachgelagerten Unternehmen der Lieferkette.


Unternehmen müssen im Vorfeld sinnvolle Key Performance Indicators (kurz: KPIs) definieren, um den Erfolg der Nachhaltigkeitsstrategie des eigenen Unternehmens tatsächlich messbar nachvollziehen zu können.


Um dies zu erreichen, existieren verschiedene Softwareprogramme von Spezialisten, die Unternehmen der Logistikbranche mit der Bereitstellung der Messwerte, die für die Bestimmung der KPIs notwendig sind. Eines der wichtigsten KPIs ist die relative Emissionsreduktion an Treibhausgasen. Für diesen Messwert ist die Bestimmung eines Bezugspunktes unbedingt erforderlich. Dieser Messwert wird in Prozent gemessen und soll helfen, festzulegen, ob ein CO₂-Reduktionsziel erreicht wurde.


Wird eine solche Software im Unternehmen eingesetzt, können die Unternehmen, die ihren CO₂-Fußabdruck verkleinern möchten, wertvolle Daten gewinnen, um ihre gesamte Lieferkette zu analysieren, zu überwachen und ggf. zu optimieren. In die Berechnungen fließen die KPIs aus den Sektoren Einkauf, Lagerhaltung, Lieferung, Logistik und Transport ein. Als Messkriterien gelten in den meisten Fällen die Zeit, die Kosten, die Produktivität und Servicequalität. Die Darstellung und Überwachung erfolgt in Echtzeit über spezielle Softwareprodukte.


Sowohl die Industrie 4.0  als auch die Logistik 4.0 – wo Softwareprodukte wertvolle Informationen und Auswertungen liefern, um belastbare Ergebnisse zu erhalten – ist es in Zeiten der fortschreitenden Digitalisierung sehr viel einfacher geworden, notwendige Daten für die Analyse zu sammeln. Daher ist eine Vernetzung der speziellen Softwareprodukte verschiedener Abteilungen, beispielsweise ein Lagerverwaltungssystem, absolut notwendig, um an diese Daten kommen. Auch das firmeneigene ERP-System bietet wertvolles Datenmaterial, aus dem relevante Informationen und Daten herausgefiltert werden können.

Digitale Technologien wie CarbonPath ermöglichen es Logistikunternehmen, ihren CO₂-Fußabdruck zu erfassen, zu analysieren und effektiv zu reduzieren.

Welche innovative Technologien unterstützen die Nachhaltigkeit in der Logistik?

Durch den Einsatz digitaler Technologien können sämtliche Produkte und Prozesse in der Logistik ressourcenschonender und damit sozial verträglicher gestaltet werden. Es geht primär um die Vernetzung von Wertschöpfungsketten, um vorhandene Ressourcen und Produkte im Sinne der Kreislaufwirtschaft effektiv zu nutzen und damit den Nachhaltigkeitsgedanken zu stärken. Ein Beispielprodukt soll kurz genauer beleuchtet werden.


Ein innovatives Tool, das in der Logistikbranche für mehr Nachhaltigkeit eingesetzt werden kann, ist die Software CarbonPath. Diese Softwarelösung beinhaltet mehrere Funktionen und zielt konkret darauf ab, dass Logistikunternehmen ihren ökologischen Fußabdruck ganzheitlich erfassen, analysieren und messen. Ziel ist, alle Möglichkeiten der Reduzierung zu eruieren, andere Stakeholder mit ins Boot zu holen. Die gemessenen konkrete Werte bezüglich der Emissionen der Treibhausgase der Fahrzeugflotte können später für Dokumentationszwecke auf Knopfdruck als pdf-Dokument exportiert werden.

Welche Herausforderungen und Erfolgsfaktoren prägen nachhaltige Logistik?

Die moderne Logistikbranche sieht sich verschiedenen Herausforderungen gegenüber, die für die betreffenden Unternehmen schwer zu bewältigen sind. Primär sind es natürlich die zu hohen CO2-Emissionen, die reduziert  werden müssen, um die Klimaziele zu erreichen. Ein ineffizientes Ressourcenmanagement, der akute Fachkräftemangel, eine fehlende Transparenz innerhalb der gesamten Lieferkette sowie eine zu geringe Digitalisierungsquote sind weitere Faktoren, die zu teils massiven Einschränkungen der Handlungsfreiheit der Unternehmen führen. Gerade in Deutschland – dem Land, das Bürokratie in neue Sphären hebt – wird noch viel zu viel papierbasiert gearbeitet


Wesentliche Erfolgsfaktoren für die Gestaltung und strategischen Planung der Umsetzung ist die Automatisierung durch den Einsatz von innovativer Technologien. Automatisierung und Robotik helfen beispielsweise beim Einsatz von Lagersystemen und sorgen für Transparenz. Um die ständig größer werdenden Datenmassen effizient nutzen zu können, helfen Tools der Datenanalyse und die Künstliche Intelligenz. Diese kann eingesetzt werden, um die Fahrtrouten der gesamten Fahrzeug¬flotte zu optimieren. Telematiksysteme wiederum ermöglichen einerseits die Echtzeitüberwachung der Fahrzeuge, andererseits können sie unterstützen, Leerfahrten zu vermeiden. Die Implementierung eines ESG-Konzepts (wobei ESG für „Environment, Social, Governance“ steht), kann durch kontinuierliche KPI-Messung besser überwacht werden.


Quellen
  • https://www.imo.org/en
  • https://www.bmz.de/de/themen/lieferkettengesetz
  • https://gruenderplattform.de/green-economy/green-logistics#vorteile
  • https://www.bito.com/de-ch/fachwissen/artikel/bedeutung-von-kpis-in-der-logistik/
  • https://www.firstaudit.de/blog/allgemein/logistik-4-0/
  • https://carbonpath.eu/
  • https://www.bvl.de/blog/nachhaltigkeit-in-der-logistik-wege-zu-einer-gruneren-und-effizienteren-zukunft/
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